Herkunft
Das Räuchern ist in der westlichen Welt meist nur noch zum Konservieren von Fleisch und Fisch bekannt. Das geistig-spirituelle Räuchern ist eine lange vergessene Kunst im Abendland, die heute vermehrt wiederbelebt wird. Alle Kulturen der Welt nutzten die Wirkung des heiligen Rauches auf einer sehr breiten Ebene.
Oft höre ich von Kunden/innen und Kursteilnehmer/innen: „Endlich sind wir in das schöne alte Haus gezogen. Lange Jahre haben wir dafür gespart und jetzt fühle ich mich dort nicht wohl, bekomme Depressionen, obwohl doch alles so schön dort ist!“ Wenn wir eine Wohnung oder ein Haus übernehmen, kann es sein, dass wir auch die Vergangenheit und alte Prägungen des Gebäudes bzw. des Ortes gleich mit übernehmen.
Unsere Altvorderen hatten noch ein sehr breites Wissen um Häuser, Stallungen und Wohnräume mit Kräutern und Harzen zu reinigen und zu segnen. Denn unsere heimischen Pflanzen sind es, die den Menschen in solchen und ähnlichen Situationen ihre Hilfe anbieten. Ihr Pflanzengeist hat die Kraft zu reinigen, zu transformieren und zu schützen. Um diesen Pflanzengeist von der Materie zu befreien, räuchern wir mit den Kräutern und der aromatische Rauch kann sich so über uns und den Ort ausbreiten und sein heilendes Werk vollbringen.
In allen Kulturen wurden in früheren Zeiten und auch heute noch Pflanzen und Harze zum geistigen Räuchern verwendet. Es wird zum Gebet, zum Schutz, zur Anrufung, Reinigung, Heilung, Meditation und Magie geräuchert.
Auch unsere Vorfahren haben es so gemacht. Sie haben zu allen wichtigen Gelegenheiten des Lebens geräuchert. Bei Geburt genauso wie bei Tod, bei Heirat, in Krankenzimmern oder einfach nach dem Winter, um den alten Mief loszuwerden und Stall und Hof zu desinfizieren.
Damals nannte man das „die Krankheitsdämone vertreiben“. Im frühen Mittelalter sind dann kostbare orientalische Harze wie Weihrauch, Myrrhe, Benzoe, Styrax etc. hinzugekommen. Diese mit heimischen Harzen, Wurzeln und Kräutern gemischt, ergeben einen wahren Räucherschatz. Magische Zeiten zum Räuchern im Jahreslauf waren die 8 Sonnenfeste.
Unsere Ahnen gingen davon aus, dass in diesen Zeiten der Schleier zur „Anderswelt“ dünner als sonst war und sie dadurch leichter Kontakt mit den Kräften und Gottheiten herstellen konnten. In ihren Ritualen begleitete sie der aromatische Rauch meist heimischer Pflanzen und Harze.
Einiges Wissen um die Kunst des Räucherns hat sich im Brauchtum erhalten und steht uns zur Verfügung. So wurde z. B. am Allerseelentag den Ahnen mit Rauchopfern gedacht und in den Losnächten oder Rau(ch)nächten nach Weihnachten das Geschick des kommenden Jahres mit dem Rauch orakelt. Zu Lichtmess und am Karfreitag wurden Haus und Hof gereinigt und zu Erntedank und den Sonnwenden wurde segnend mit dem Rauch gedankt.
Wie wird geräuchert?
Man gibt etwas Sand in eine Räucherschale, dann wird die Räucherkohle seitlich über einer Flamme angezündet und beginnt zu knistern. Bitte warten, bis der Glutfunke durch die Kohle läuft.
Erst wenn die Funken die Kohle durchlaufen haben, wird sie auf die mit Sand gefüllte Schale gelegt. Fächeln sie Luft zu, am besten mit einer Räucherfeder, und wenn die Kohle glüht wird das Räucherwerk auf die Kohle gestreut. Nun entwickelt sich der Rauch, das Räuchergut gibt seine Inhaltsstoffe frei.
Nach einigen Minuten beginnen die Kräuter im Räucherwerk zu verkohlen und verbrannt zu riechen. Mit einem Federkiel oder Hölzchen wird das Räucherwerk von der Kohle abgestrichen. Neues Räucherwerk wird aufgelegt, bis die Kohle ganz verglüht ist.
Die Kohle bitte mit Wasser ganz ablöschen, bevor sie diese wegwerfen, wenn sie vor dem gänzlichen Verglühen mit dem Räuchern aufhören (Brandgefahr). Für kurze Räucherrituale empfiehlt sich, nur die halbe Kohle zu verwenden.
Wenn man nicht mit einer Räucherkohle arbeiten will, besteht die Möglichkeit mit einem Räucherstövchen mit Sieb, unter dem ein Teelicht brennt, zu räuchern.
Wenn der Abstand von Räuchersieb zur Kerze ausgewogen ist, entfaltet sich das Aroma der Räuchermischung ohne viel Rauch zu verbreiten.